Die kleine Hexe –
die fünften Klassen besuchen die Weihnachtsaufführung des Stadttheaters

Weihnachtszeit – Märchenzeit.
Märchenzeit – Theaterzeit.

Ein Theaterbesuch in der vorweihnachtlichen Zeit gehört schon seit Jahrzenten fest zum pädagogischen Konzept unserer Schule. Theater ist ein Teil kultureller Bildung, die wir den Kindern nicht vorenthalten möchten. Für manche war es der erste Theaterbesuch überhaupt.

Kindertheater ist ein Live- Erlebnis und somit ein bewusster Gegenpol zur kalten, digitalen Welt in der Kinder heute aufwachsen. Schauspieler sind Figuren aus Fleisch und Blut. Echte Menschen.
Kein toter Bildschirm. Alles lebt! Alles ist echt! Nichts kommt stereotyp aus der virtuellen Konserve. 3 D in Reinkultur!

Das Stadttheater ist von unserer Schule aus fußläufig gut zu erreichen. So machten wir uns erwartungsvoll auf den Weg. Eine kleine Wanderung durch die frische Morgenluft ist gesund und kostet nichts. Unsere Klassenleiter – Herr Heier und Herr Salomon – gingen voran.

Zuvor hatten wir uns sich im Deutschunterricht und im Feierraum mit Frau Meis und unseren Klassenleitern in den Stoff hineingearbeitet. Bestens vorbereitet wussten wir in etwa, was auf uns zukommen sollte. Es war etwas ganz Besonderes.

„Einfach mal den Alltag hinter sich lassen und sich phantasievoll mit dem Leben auseinandersetzen, ist wesentlicher Bestandteil eines Theaterstückes“, erklärte unsere Deutschlehrerin Meis.
Manchmal geht es uns Kindern nicht viel anders als der Hauptperson des Stückes, der kleinen Hexe.
Obwohl man sich bereits alt genug fühlt, darf man Vieles noch nicht, was die Erwachsenen dürfen. Warum eigentlich?
Wie ist es einen guten Freund zu haben der zuverlässig, lustig, aber selbst nicht ganz so perfekt ist?
Warum gibt es Gute und Böse? Können nicht alle gut sein, so wie die kleine Hexe?
Wie setze ich mich mit fairen Mitteln für die Erreichung meiner Ziele ein?
Wie finde ich Anerkennung, ohne gemein zu werden?
Wär hält in brenzligen Situationen zu mir?

Wie behält die kleine Hexe ihre Lebensfreude und verkraftet Rückschläge?
Wie kann ich Traurigkeit überwinden?
Wer gibt mir neue Hoffnung?

Denkanstöße auf diese und ähnliche Fragen sollte uns in kindgemäßer Form das Theaterstück von Otfried Preußler geben. Wir waren gespannt auf die Vorführung.

Als der Gong ertönte und das Licht ausging, wurde es irgendwie feierlich.

Wir staunten nicht schlecht, als wir in der zweiten Reihe sitzend hautnah erleben konnten, wie gut die Schauspieler tanzen und singen konnten. Die kleine Hexe sauste wie ein Wirbelwind über die Bühne. Manchmal war sie auch alleine. Dann hielt nur noch ihr bester Freund Abraxas zu ihr und machte ihr neuen Mut. Vor den Masken und Kostümen der großen Hexen hatten wir keine Angst, obwohl sie schon etwas gruselig waren. Die benahmen sich auch voll krass! Es gab Geheimnisse und Überraschungen. Und viel Lustiges zum Lachen.

Von der zweiten Reihe aus kann man nicht nur auf der Bühne alles sehen, sondern auch, wie davor im Orchestergraben Musik gemacht wird und Geräusche erzeugt werden.
Die Musiker mussten alles selber spielen. Sie mussten auch Geräusche wie Regen, Wind oder gruselige Spannung mit einem Blech machen. Alle waren sehr am Schwitzen.

Von Anfang an muss man sich gut konzentrieren, um die Handlung zu verstehen. Es gibt Regeln für einen Theaterbesuch, der anders ist als ein Kinobesuch: Man darf nichts essen oder trinken und muss sein Handy zu Hause lassen oder abstellen. Will man nichts verpassen, muss man immer nach vorne gucken. Man muss leise und aufmerksam sein, dann wird die eigene Fantasie angeregt und der Sprachschatz gefördert. Die dargestellten Personen erinnerten sogar manchmal an Eltern oder Verwandte oder an eine Freundin.

Wir durften auch lachen, zittern, kurz aufschreien oder traurig sein. Manche durften sogar der kleinen Hexe etwas zurufen. Nur auf die Bühne durften wir nicht. Die war auch viel zu hoch und hatte einen Geheimeingang.

Nach dem Theaterbesuch hatten wir ganz viele Dinge mit den andern Schülern zu besprechen. Die beiden Klassen fanden plötzlich Gemeinsamkeiten, wo vorher keine waren. Alle redeten nur noch über das Theaterstück, z.B. was einem am besten gefallen hat oder wo man richtig Angst hatte. Wen man am lustigsten fand oder wie es weitergehen könnte. Manche hätten die kleine Hexe sogar gerne als Freundin gehabt.

Man fand auch die aus der anderen Klasse gar nicht mehr so blöd. Viele würden gerne noch einen zweiten Teil von der Geschichte sehen oder ihn sich selber ausdenken.

Text und Fotos: Klasse 5b und P. Heier