Bereits am Koblenzer „Dreck-weg-Tag“ hatten sich unsere Schüler für ein sauberes Koblenz aktiv eingesetzt und das Schulgelände sowie die nähere Umgebung von allerlei Unrat gereinigt. Auf dem Sammelweg ergab sich die Frage: „Wohin verschwindet eigentlich der Inhalt einer Toilettenspülung, das Wasser aus der Badewanne oder der Dusche?“ Ein Besuch im Klärwerk konnte diese Fragen beantworten. Wer hätte gedacht, dass jeder Mensch in Deutschland pro Tag ca. 150 Liter Abwasser „produziert“? Dass Koblenz seit über 110 Jahren Stadtentwässerung betreibt? Bekanntlich alle Wege nach Rom, in Koblenz jedoch alle Kanäle in den Stadtteil Wallersheim führen?

 Warum gerade nach Wallersheim? Dort befindet sich eine der modernsten Kläranlagen Europas! Hier wird das verschmutzte Wasser wieder sauber – und noch viel mehr! Also ging es umweltfreundlich und kostengünstig mit den Linienbussen vom Zentralplatz nach Wallersheim. Nach einem kurzen Fußmarsch duften die Klassen 6a und 6b im Tagungsraum platznehmen. Hier war schon alles vorbereitet. Gläser mit verschieden farbigem Wasser, Powerpoint- Präsentation, Versuche, Schaubilder und Prospekte standen bereit. Die SchülerInnen mussten den Inhalt der Glastrichter beschreiben. Die Wasserreinigung wurde modellhaft erklärt.

Nach dem theoretischen Teil wurden die Kinder in zwei Gruppen aufgeteilt. Die 6a übernahmen Herr Sachs und Herr Heier und die 6b Herr Müller und Herr Staudt. Ein Student war auch dabei. Bei einer Führung wurden die verschiedenen Reinigungsstufen des Klärwerkes gezeigt und nochmal alles erklärt. Es gab viel zu entdecken und noch mehr zum Lernen auf dem Weg über das Klärwerksgelände. Das ist sehr groß und hat sogar Werkstätten, Labore und viele Hallen. 470 Kilometer lang ist das städtische Kanalnetz heute. Der Durchmesser der Leitungen beträgt zwischen 0,30 bis 3,30 Meter. Nichts zum “Verstecken spielen”! Denn in diesem Labyrinth kann man sich leicht verirren. Nichts für feine Nasen! Hier stinkt es! Wovon sich alle mit der eigenen Nase überzeugen konnten. Manche versuchten es mit „Mundatmung“ und „Ärmelschutz“. Eine Kläranlage die gut funktioniert, riecht kaum. Fast alles ist abgedeckt. Je nachdem woher der Wind weht, kriegen die Nachbarn allerdings schon mal etwas mit.

Weiter ging es an den Zuläufen, an denen das gesammelte Abwasser von ganz Koblenz ankommt. Für ungefähr 130.000 Menschen ist man hier zuständig. 707 Liter pro Sekunde kommen hier an! Jeden Tag und auch nachts. Aber dann läuft nur die kleine Schnecke. Das ist eine Archimedische Schraube die den Schlamm nach oben transportiert. Zunächst wird alles was größer als 3 mm ist von riesigen Rechen aus der Drecksbrühe rausgekämmt. Tonnenweise Klopapier, Haare, Lumpen, tote Ratten, Zahnbürsten, Rasierklingen, sogar Socken, Tampons und Kondome! Nur die Q-Tipps kriegen sie nicht. Weil die sich längs legen und durch den Kamm durchrutschen. Die gehören ja auch nicht, wie so viele andere seltsame Dinge, in die Toilette geworfen, sondern in den Mülleimer. Medikamente und Kosmetika dürfen auch nicht in die Toilette. Da sind Giftstoffe und Mikrokunststoffe drin, die Flüsse und Meere verseuchen.

 In einem belüfteten Sandfang wird der Sand aus dem Abwasser entfernt. Alle übrigen Stoffe können in Ruhe ganz langsam auf den Boden des Vorklärbeckens sinken. Man nennt das „Sedimentation“. Fett schwimmt oben und wird mit Balken langsam weggeschoben. Zuerst wird das Wasser mechanisch gereinigt, dann biologisch. Das passiert im Belebungsbecken,- dem größten „Whirlpool“ von Koblenz.

 Darin leben Bakterien, Glockentierchen und Amöben, die die biologischen Stoffe einfach auffressen. Sie haben viel Hunger und werden eigentlich nie satt. Sie brauchen auch viel Sauerstoff. Deshalb pumpen die Bediensteten vom Klärwerk Luft hinein. Dann schmeckt es den kleinen Lebewesen besser, und sie können besser Stoffwechsel betreiben. Die Tierchen futtern den Dreck einfach weg, wenn sie genug Luft haben. Die Bakterien sind die besten Mitarbeiter. Sie arbeiten immer. Ganz ohne Bezahlung. Hier brodelt und blubbert es. Es gibt Strudel und Wallungen.

Dann muss sich das Wasser wieder beruhigen. Dafür und kommt es in das Nachklärbecken. Jetzt ist es schon fast wieder ganz sauber und man kann es wieder der Umwelt anbieten. Es läuft in den Rhein oder in den Teich, in dem sogar Goldfische und Koois schwimmen. Der Schlamm kommt 20 Tage lang in zwei große Faultürme und erzeugt dort Gas. An der großen Uhr kann man ablesen, wie viel Gas noch drin ist. Ist zu viel drin, geht eine große Gasfackel an, und das Gas wird „abgefackelt“. Mit dem Gas werden die Faultürme erwärmt, die Heizung in den Büros betrieben und Strom erzeugt. Den braucht man selber oder verkauft ihn.

 Das Klärwerk macht viele gute Sachen:

1.) Wasser wieder sauber!
2.) Es erzeugt Gas zum Heizen!
3.) Es erzeugt eigenen Strom!
4.) Es erzeugt phosphathaltigen Dünger!
5.) Es erzeugt getrockneten Schlamm zum Verbrennen im Zementwerk!

 Naturwissenschaften-Lehrer Mike Staudt sagte, es wäre ein gutes Beispiel für „Nachhaltigkeit“ und „Energieeffizienz“. Zum Schluss mussten sich alle die Hände waschen und freuten sich schon auf ein klares Glas mit sauberem Trinkwasser. Die Klassensprecher bedankten sich für die interessante Führung bei Herrn Sachs, einem Klärwerksmeister. Er ist noch sehr jung. Nur 23 Jahre alt und auch ehemalige Schüler einer Realschule.

Nach dem Sekundar I-Abschluss absolvierte er eine dreijährige Ausbildung gemacht, als „Ver- und Entsorger“, später noch zwei Jahre Meisterschule. Jetzt ist er „Meister für Abwassertechnik“ und arbeitet im Öffentlichen Dienst. Das ist eine gute Sache!

Das Klärwerk Koblenz sucht noch Auszubildende! Wer will, kann sich dort bewerben!

 

Text und Fotos: Naturwissenschaften-Lehrer Peter Heier